Seminar: Empathie
Elettra de Salvo
Geboren in Rom.
Doktor der Germanistik und Theaterwissenschaften.
Lebt und arbeitet seit 1980 in Frankfurt/M und Berlin als freischaffende Schauspielerin im Theater-, Film- und Fernsehbereich.
Ab 1991 eigene experimentelle Theaterarbeit, Projekte und Gastspiele im In- und Ausland, u.a. Theater am Turm, Künstlerhaus Mousonturm / Frankfurt/M, Kampnagel / Hamburg, Sophiensaele / Berlin, Documenta Kassel, Centro Petralata / Rom, Avant les mouches / Strasbourg.
1999 Gründung von E.d.S. Productions.
Homepage: www.elettradesalvo.de
Aktionen (Bewegung/Begegnung/Gestus-im sinne von gesto=Geste/Geben) zwischen Empathie und Ästhetik.
Empathie und Form
eine Installation von Elettra de Salvo
Empathie( aus Meyers Lexikon):
"... Die Bereitschaft und
Fähigkeit, die Erlebensweise anderer Menschen zu verstehen,
nachzuvollziehen; sich in andere einzufühlen..."
Der Raum wird durch Trennwände in ungefähr 10 kleine
Räume
aufgeteilt, in denen im Wechsel jede/r Teilnehmer/in mit anderen eins
zu eins konkret arbeitet, in gezielten Kombinationen, Aufgaben und
Rollen. Es entsteht eine Installation, die letztendlich aus der
Initiative, Kreativität und Erfahrung, kurzum aus den Synergien
der
Teilnehmer/innen vor Ort entsteht.
Zu Beginn sollte die Annäherung bewusst den sexuellen Charakter
vermeiden.
Dann sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Doch über die
Grenzen
des Körperlichen hinaus kann eine Stufe erreicht werden, die
über die
sexuell-körperliche eine seelisch-spirituelle Ebene erreichen kann.
Ausgehend von meiner langjährigen Arbeit, Erfahrung und
Beobachtung
innerhalb partizipativer Theater-Projekte stellte ich immer wieder
fest, dass wir Performer im interaktiven Austausch und Rollenspiel am
meisten erfolgreich waren, wenn wir zum Mitspieler einen empathischen
Zugang und Einstieg haben. Uns selber zunächst vergessend, ist es
wichtig, erst einmal den Partner/in behutsam dort abzuholen und
respektieren wo er ist, ihn dann symbolisch, aber auch konkret „bei der
Hand zu nehmen“, ihm führend/leitend zur Verfügung stehen, um
ihn erst
später, falls das gemeinsam geschaffene Terrain es erlaubt, auch
auf
provozierende und radikalere Wege zu führen:
Ihn soweit
herauszufordern wie er es zulässt. Was erzählen sein
Körper und sein
Gesicht? Wie steht er? Wie offen ist er? Was sagen seine
Gesichtszüge?
Wie reagiert er? Auch minimale Bewegungen und Regungen sind wichtig.
Wie fühlt er sich an? Seine Atmung? Sein Herzklopfen? Die Haut?
Sein
Fleisch? Sein Geruch? Stimmt es, was ich spüre? Täusche ich
mich?
Wie kann ich mit diesen empathischen intuitiven Informationen am
anderen arbeiten? Wie weit kann ich gehen, ohne mein Gegenüber zu
überrumpeln, um einfach und blind nur meine „Lieblingstechniken“
anzuwenden oder persönlichen Wünschen zu folgen?
Und kann ich durch
meinen Körper, in stiller und passiver Haltung, trotzdem klar und
ehrlich mitteilen, wie offen oder zu ich im Moment bin oder welche
Neugier und Freude, Angst oder Zweifel ich gerade habe?
Nicht zuletzt ist mir als Performerin gleichzeitig der ästhetische Vorgang, die Form wichtig - auch wenn ich im Fall dieser Installation ohne Zuschauer und voyeuristische Blicke keine Bestätigung bekomme: Das Üben soll trotzdem ästhetisches Bewusstsein und performativen Charakter bewahren.